Schwester Maria Xaverina ND 5074 PDF Download
Ursula SCHLÜTER
Maria Regina Provinz, Coesfeld, Deutschland
Datum und Ort der Geburt: 13. September 1929 Essen – Steele
Datum und Ort der Profess: 06. April 1962 Mülhausen
Datum und Ort des Todes: 13. Dezember 2020 Mülhausen, Haus Salus
Datum und Ort der Beerdigung: 18. Dezember 2020 Mülhausen; Schwesternfriedhof
„Meine Seele jubelt über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils.“
Jes 61,10 (aus der Lesung am Sonntag GAUDETE, ihrem Sterbetag)
„Vergangenen Sommer (1958) hatte ich das Glück, mit den Schwestern Unserer Lieben Frau eine Reise nach Rom zu machen. In Rom kam mir der Gedanke, mein Leben Christus zu weihen“, so schreibt Schwester Maria Xaverina in ihrem Lebenslauf zum Ordenseintritt. Bis zu diesem Entschluss hatte sie schon wichtige Stationen „gemeistert“, im wahrsten Sinn des Wortes. Vor der Handwerkskammer in Koblenz legte sie 1955 die Meisterprüfung im Damen- und Herren-Schneiderhandwerk ab und arbeitete danach bis zu ihrem Ordenseintritt in einer größeren Damen- und Herrenmaßschneiderei. Der angegebene Vers aus der Lesung an ihrem Sterbetag könnte nicht treffender sein, denn Schwester Maria Xaverina hat während ihres ganzen Lebens viele „Gewänder“ genäht oder zum Nähen angeleitet und so viele Menschen gekleidet; auch wenn es um die Kleidung ihrer Mitschwestern ging, war sie immer zu Rat und Tat bereit.
Ursula war das 2. von 7 Kindern. Ihr älterer Bruder Franz ist im Krieg bei Ravenna gefallen. Sein Namenspatron war der hl Franz Xaver und so fühlte sich Schwester Maria Xaverina durch ihren Ordensnamen immer mit ihm verbunden. Zweimal hatte sie die Gelegenheit, sein Grab besuchen zu können; das hat sie froh gemacht. Ihre nächst jüngere Schwester Anni ist 1936 – noch vor dem Umzug der Familie von Essen nach Neuwied – als Kleinkind gestorben.
Nach der Schulentlassung half Ursula zunächst ihrer Mutter, die vier jüngeren Geschwister zu versorgen; darin gründet wohl auch die besondere Beziehung, die sie zu ihren Geschwistern pflegte. Als Jugendliche brachte sie sich aktiv in die Pfarrjugend ein; begeistert erzählte sie von Unternehmungen und Aktionen.
Bereits im 2. Noviziatsjahr kam Schwester Maria Xaverina 1961 nach St. Tönis und ist dort bis zur Auflösung der Kommunität im Jahr 2008 geblieben. Das Marienheim in St. Tönis wurde ihr Zuhause. Diesem Haus der Pfarre waren ein Kindergarten und später eine Kindertagesstätte angeschlossen, hier trafen sich alle Gruppierungen der Pfarre sowie Frauen zu Koch- und Nähkursen. Zunächst wurde Schwester die Leitung der Nähkurse, später dazu die Leitung und Organisation des ganzen Hauses übertragen. Schwester war keine Frau der vielen Worte, aber klar, kompetent, bestimmt und verlässlich. Ihr war eine natürliche, pragmatische Art eigen, die von allen sehr geschätzt wurde. Stand in den ersten Jahren noch das „notwendige“ Nähen im Vordergrund, wie Ausbesserungen, Änderungen, „aus alt mach neu“, usw., so half sie später, modische Vorstellungen von Kleidung zu realisieren. Kein Modell war ihr zu kompliziert; sie fertigte selbst das Schnittmuster an. So hat sie Generationen von Frauen begleitet. Aufgrund ihrer bodenständig gelebten Frömmigkeit entwickelten sich so ganz nebenbei lebenswichtige und religiöse Gespräche am Zuschneidetisch oder an der Nähmaschine.
Nach Auflösung der Kommunität in St. Tönis kam Schwester Maria Xaverina zum Josefshaus in Bonn, wo sie bis zu ihrem Wechsel nach Haus Salus im Jahr 2015 ihre Fähigkeiten für ihre Mitschwestern und die Bewohner des Altenheims Maria Einsiedeln einbrachte. In Haus Salus äußerte sie von Anfang an, dass sie sich gut aufgehoben fühle und sie es nicht verstehen könne, wenn hier jemand unzufrieden wäre. In den letzten Monaten verschlechterte sich ihr Allgemeinbefinden; auch in dieser Phase der zunehmenden Abhängigkeit war sie dankbar für jede Hilfe. Mit dem ihr eigenen Humor brachte sie uns immer wieder zum Schmunzeln. In ihrer nüchternen Art äußerte sie auch ihre Bereitschaft zum Sterben.
Nun wissen wir Schwester Maria Xaverina bei Gott angekommen und aufgehoben. Er hat sie in „Gewänder des Heils“ gekleidet.