Schwester Angela Marie Salazar aus der Provinz Chardon ist eine der jungen Ordensleute, die an dem Ereignis in Rom teilnimmt. Im Mutterhaus haben die Teilnehmerinnen ihre jeweilige Kultur in Liedern während der hl. Messe zum Ausdruck gebracht. Angela, die einzige Teilnehmerin aus den USA, überlegte, was sie beitragen könnte. Sie ist eine ausgebildete Geigenspielerin und arbeitet heute als Musiktherapeutin. Wir holten eine alte Geige vom Orgelboden und gaben sie Angela. Auf der Geige steht „Friedrich Bangerius, ausgebildeter Geigenspieler. Budapest, Ungarn, 1785”. Im Geigenkasten befand sich folgende Notiz: „Diese Geige gehört zum Mutterhaus. Sie wurde von Sr. Maria Bonaventura gespielt.” Angela und Schwester Elizabeth Wood, die Archivarin aus Chardon, die gerade in Rom war, um im Archivar zu helfen, suchten nach weiteren Informationen über Mutter Maria Bonaventura (Antonie Feldmann) ND 1036 und fanden Mutter Mary Veras 45 Seiten langen Nachruf über Mutter Bonaventura. Sie lasen z.B. Folgendes: „Antönchen (Kleine Antonie) hat eine sehr kostbare Geige geerbt, die seit über 200 Jahren im Besitz der Familie war. Sie erwarb beachtliche Fähigkeiten im Geigenspiel.”
Mutter Maria Bonaventura war unter der ehrwürdigen Mutter Maria Antonie und der ehrwürdigen Mutter Mary Vera die erste Mutter Vikarin in der Kongregation. Sie war auch die erste Schwester, die 1958 im Mausoleum des Mutterhauses bestattet wurde. Mutter Maria Bonaventura diente der Kongregation als Mutter Vikarin in einer der schwierigsten Zeiten – während des Exils der ehrwürdigen Mutter Antonie in Brasilien und des Zweiten Weltkriegs mit seinen Folgen.
Wenn man über ihr Leben liest, wird einem bewusst, dass Mutter Maria Bonaventura ganz für Gott und für die Kongregation lebte. Sie wob die Fäden ihres Lebens wie sie die Seiten der Geige spielte, mit Können, mit Anmut und mit Liebe. Ihre Geschichte geht weiter im Leben der folgenden Generation der Schwestern Unserer Lieben Frau.
Am 15. September 2015 erklang die Geige von Mutter Maria Bonaventura wieder neu im Mutterhaus. Während der Liturgie spielte eine Schwester aus den USA in Begleitung einer Schwester aus Korea die Geige aus dem Jahr 1785. Schwester Maria Bonaventura musste sicher lächeln, als wir wieder durch Musik miteinander verbunden waren.