Schwester Maria Hildegaris ND 5113 PDF Download
Ilse Schier
Maria Regina Provinz, Coesfeld/Deutschland
Datum und Ort der Geburt: 24. März 1928 Fürstenberg/Havel
Datum und Ort der Profess: 25. März 1958 Coesfeld
Datum und Ort des Todes: 30. Oktober 2018 Coesfeld, Kloster Annenthal
Datum und Ort der Beerdigung: 07. November 2018 Coesfeld, Schwesternfriedhof
„Der Herr ist mein Hirt!“ Psalm 23
Schwester Maria Hildegaris, in Fürstenberg/Havel geboren, wuchs als Einzelkind der Eheleute Schier in Stettin in heutigen Polen im evangelischen Glauben auf. Sie erlebte eine glückliche Kindheit, die jedoch 1936 durch den plötzlichen Tod ihres Vaters überschattet wurde. Eine schwere und prägende Zeit war für Ilse der zweite Weltkrieg. Ihre Heimatstadt wurde von Fliegerangriffen schwer heimgesucht und der Besitz ihrer Eltern, sie hatten eine Apotheke, vernichtet. Die Schule wurde auf die Insel Rügen evakuiert, später für ein Jahr nach Demmin/Pommern. Dort konnte sie die Mittlere Reife erlangen.
Im Herbst 1944 wurde Ilse in den Kriegseinsatz geschickt. In der Nähe der polnischen Grenze musste sie mit anderen Schützengräben ziehen. In dieser Zeit war sie in großer Sorge um ihre Mutter, die weiter den furchtbaren Bombenangriffen ausgesetzt war und durch kriegsbedingte Umstände schwer erkrankte. Nach einer Evakuierung durch die städtischen Behörden nach Gartz/Oder musste Ilse in einer Rüstungsfabrik arbeiten.
Am 6. März 1945 erfolgte die Ausweisung aus der Heimat. Unter mühseligen Bedingungen zogen Ilse und ihre Mutter über Wochen vom Osten in den Westen. Sie fanden Aufnahme auf einem Bauernhof im überwiegend katholischen Südoldenburg. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, musste sie auch körperlich schwere Arbeiten verrichten. Ihre Mutter verstarb im April 1947.
Die Schwere ihres Schicksals führte Ilse in eine starke Auseinandersetzung über den Sinn ihres Lebens und darüber, wie ihr Weg weitergehen sollte. In diesem Prozess fand sie zum katholischen Glauben. Sie wurde im Dezember 1947 in die katholische Kirche aufgenommen.
Durch Unterstützung wohlwollender Menschen, insbesondere auch durch unsere Mitschwestern in Cloppenburg, die sie in das dem Gymnasium angeschlossene Internat aufnahmen, konnte sie das Abitur machen. Danach schloss sich für Ilse ein Lehramtsstudium an. Von 1953 – 1955 unterrichtete sie an der Mittelschule (heute Realschule) unserer Schwestern in Cloppenburg.
Im Mai 1955 folgte Ilse dem Ruf des Herrn in seine engere Nachfolge und bat um Aufnahme in das Noviziat unserer Gemeinschaft in Coesfeld. Nach ihrer Ordensausbildung folgte ein Weiterstudium zur Gymnasiallehrerin. Sie unterrichtete an verschiedenen Schulen unserer Gemeinschaft. Durch sorgfältige Vorbereitung des Unterrichtes, durch Freundlichkeit, Güte und Hilfsbereitschaft erwarb sie sich das Vertrauen und die Anerkennung der Schüler und des Lehrkollegiums.
Neben der schulischen Tätigkeit engagierte sich Sr. M. Hildegaris viele Jahre in einem Literatur- und Bibelkreis. Beide wurden im Ruhestand von ihr weitergeführt. Sie setzte sich ein in der Lehrer- und Schülerbibliothek der Liebfrauenschule Coesfeld sowie der Bibliothek im Kloster Annenthal.
In den letzten Jahren zeigten sich bei Sr. M. Hildegaris die Anfänge einer demenziellen Erkrankung, die weiter fortschritt. In dieser Phase wurde sie – wie auch schon Jahre zuvor – in besonderer Weise von einer Mitschwester begleitet, die ihr mit Verlässlichkeit, Hochherzigkeit und Großmut zur Seite stand. Soweit es möglich war – Schwester war bis zuletzt in ihrem Tun selbstbestimmt – erhielt sie Hilfe von Mitschwestern und Mitarbeiterinnen. Auch der Freundeskreis stand ihr treu zur Seite. Im Nachhinein war es für uns tröstlich, dass sie unmittelbar vor ihrem Tod Besuch von ihren beiden Freundinnen aus Bonn bekommen hatte, mit denen sie schöne Stunden verbringen konnte.
Mögen nun diese letzten „irdischen“ Freuden für Sr. M. Hildegaris einmünden in die tiefere, alles übersteigende Freude für immer beim Herrn, ihrem guten Hirten, zu sein.