Schwester Maria Josefinia ND 3970 PDF Download
Maria Wolber
Maria Regina Provinz, Coesfeld, Deutschland
Datum und Ort der Geburt: 25. Dez. 1924 Wachtberg-Adendorf
Datum und Ort der Profess: 25. März 1950 Mülhausen
Datum und Ort des Todes: 02. Nov. 2016 Nottuln, St. Gerburgis Hospital
Datum und Ort des Auferstehungsamtes: 10. Nov. 2016 Ahlen, St.-Elisabeth-Kirche
Schwester Maria Josefinia ist mit einer Schwester und einem Bruder in Adendorf bei Bonn aufgewachsen. Ihr Vater arbeitete als Töpfermeister. In ihrem Erzählen vermittelte Sr. Maria Josefinia den Eindruck einer frohen, unbeschwerten Kindheit, geprägt von der rheinländischen freien Lebensart, auf die sie zeitlebens stolz war. Ihre Schulzeit fiel in die Jahre des National-sozialismus. Nach ihrem Eintritt in den Orden und der Gelübdeablegung im Jahr 1950 begann sie das Studium der Fächer Deutsch, Biologie und Erdkunde. In den Studentenzirkeln war sie dabei, wenn über die Katastrophen der Nazi-Diktatur und des 2. Weltkrieges leidenschaftlich diskutiert wurde. Wohnhaft in der neuen Bundeshauptstadt Bonn, erlebte sie persönlich wichtige politische Ereignisse mit, Schritte hin zum Frieden und zur Entwicklung einer Demokratie. Sie behielt ihr starkes Interesse an gesellschaftspolitischen Vorgängen bis ins hohe Alter. Das galt auch für Entwicklungen in der Kirche und innerhalb des Ordens, die sie kritisch hinterfragte, anregte oder unterstützte.
Sr. M. Josefinia war mit Leib und Seele Lehrerin. Seit 1958 unterrichtete sie in unseren Schulen in Bonn, Berlin und Ahlen. In Ahlen leitete sie von 1971 bis 1991 das Gymnasium St. Michael. Es war eine turbulente Zeit von ständig neuen Bildungsreformen. Sr. M. Josefinia war es wichtig, den Charakter der freien katholischen Schule zu wahren, zu klären und, wenn nötig, zu verteidigen. In diesem Anliegen unterstützte sie als ordensinterne Schulreferentin auch unsere anderen Schulen in der Provinz Coesfeld.
Der Ruhestand ab 1991 begann für Sr. M. Josefinia mit einer neuen Aufgabe in Berlin. Nach dem Fall der Mauer 1989 brauchte unsere ordenseigene Theresienschule im Ostteil der Stadt Berlin Unterstützung beim Wiederaufbau und der notwendigen Umstrukturierung. Sr. M. Josefinia begleitete diesen Prozess von 1990 bis 2006 mit ganzem Einsatz.
Zurück in Ahlen waren ihr fast 10 Jahre vergönnt, in denen sie sich ihren persönlichen Interessen widmen konnte. Wie schon unzählige Male in all den früheren Jahren begleitete sie verschiedene Gruppen nach Rom. Sie liebte die ewige Stadt und verstand es, historische Fakten spannend zu vermitteln und Kinder und Erwachsene für die Kunstschätze und Bauten des frühen Christentums zu interessieren oder zu begeistern. Bücher waren ihre andere Leidenschaft, sowie das Genießen der Natur. Sie war sehr kontaktfreudig und widmete viel Zeit den freundschaftlichen Beziehungen. Der Gesprächsstoff ging nie aus und umfasste eine große Bandbreite von weltlichen und religiösen Themen.
Die schleichende Abnahme ihrer Kräfte und schließlich das Angewiesensein auf Hilfe in vielen Alltagsvollzügen machten ihr sehr zu schaffen, besonders als 2015 der Umzug nach Coesfeld nötig wurde. Durch die liebevolle Begleitung im Kloster Annenthal und seitens ihrer Familie, der sie immer sehr verbunden war, fühlte sie sich in dieser Zeit besonders gestützt und getröstet.
Ein Zitat von Karl Rahner, das Sr. M. Josefinia für ihren Totenzettel gewünscht hat, lässt ein wenig von ihrem Ringen im Glauben erahnen, das nicht selten in Gesprächen mit ihr zum Ausdruck kam:
Glauben heißt die Unbegreiflichkeit Gottes aushalten – ein Leben lang.