Sr. Maria Ines Zeiser, Passo Fundo, Brasilien
Es ist nicht leicht zu beschreiben, was diese Pilgerreise für mich bedeutete. Am meisten hat mich beeindruckt, die Wurzeln unserer Kongregation in Deutschland, wo alles begann, kennenzulernen. Viele, unterschiedliche Gefühle haben mich bewegt. Zunächst danke ich der Kongregation, der Generalleitung, den Provinzleitungen und meiner Kommunität herzlich für alle Hilfe. Mein besonderer Dank geht an alle Schwestern, die uns in Rom und in Deutschland begleitet haben. Danke, dass mir diese wunderbare Aufgabe anvertraut wurde. Ich fühlte mich angesichts dieses großen Geschenks in zweifacher Weise privilegiert.
Mit einer Gruppe eine Pilgerfahrt machen und jeden Tag eine kleine Strecke bewältigen war und ist sicher eine einzigartige Erfahrung, die Gott mir in seiner Güte zum jetzigen Zeitpunkt meines Lebens geschenkt hat. Ich habe versucht, offen zu sein, zu hören, zu fühlen und mitzuerleben. Ich hatte den tiefen Wunsch, durch den Besuch der historischen und heiligen Orte die Wurzeln unserer Vergangenheit besser kennenzulernen. Dadurch habe ich die Reise sehr genossen und mit eigenen Augen eine andere Wirklichkeit wahrgenommen. Mir ist bewusster geworden, das geschenkte Leben zu meditieren und zu ehren, die Heiligkeit eines jeden Augenblicks wertzuschätzen, um dadurch inniger mit Gott verbunden zu werden, der meine ganze Lebensgeschichte erfüllt.
Pilgerin – nicht, weil ich alle Antworten gefunden habe, nach denen ich gesucht habe, sondern weil ich mich dem Geist geöffnet habe. Wenn ich Fragen habe, bin ich nicht allein. Ich bin auf der Suche nach Gott, der die Antwort meiner Sehnsucht als Schwester Unserer Lieben Frau ist.
Pilgerin sein ist für mich nicht nur ein Erkunden der Vergangenheit, sondern bedeutet auch, das Leben in Fülle zu entdecken. Die Kirchen in Rom sind stille Orte, die meistens leer sind aber auch erfüllt von der Schönheit des Lebens. Sie sprechen in ihrer eigenen Sprache von den Dingen der Welt. Sie wollen keine Museen sein. Sie laden uns ein, einzutreten, still zu werden und ihre Schönheit zu betrachten; in Stille niederknien, aufmerksam auf die Stimme Gottes hören und mit ihm in Kontakt kommen.
Assisi war auch ein Ort, der zu mir über Einfachheit und Armut gesprochen hat. Die Schönheit des Ortes, seine Kirchen, Straßen, seine schöne Umgebung und große Vergangenheit stärken meinen Glauben, dass viele Menschen hier einen Größeren – Gott – spüren, der sie ruft und ihnen einen Sinn im Leben gibt.
Im Mutterhaus, wo viele Kulturen und Nationen zusammenleben, habe ich auch den Reichtum einer internationalen Kongregation erfahren. Unsere Schwestern aus verschiedenen Provinzen und Kulturen bringen ihre Gaben ein im Dienst für die Kongregation und zum Aufbau des Reiches Gottes. Das gemeinsame Leben, die gemeinsame Arbeit und der gemeinsame Dienst tragen zur Einheit der Kongregation bei. Mit den Schwestern des Mutterhauses und den Schwestern in Deutschland, Holland und Italien zu leben, zu beten und Eucharistie zu feiern waren bewegende und wertvolle Augenblicke, auch wenn wir wegen der verschiedenen Sprachen nicht alles verstehen konnten.
Der Besuch zu den Wurzeln und Ursprüngen der Kongregation hat mich motiviert, die Geschichte unserer Kongregation zu lesen, um mehr über unsere Schwestern zu erfahren.
Eine weitere bewegende und sehr wichtige Erfahrung war für mich auch die Feier der Eucharistie am Grab der heiligen Julie in Namur. Es war eine besondere Gnade, mich im Gebet mit allen Schwestern Unserer Lieben zu vereinen, die in der ganzen Welt Zeuginnen der Güte Gottes waren und sind. Wir sind alle reich beschenkt, weil wir Gottes Güte weiterhin in aller Welt verkünden dürfen. Eine Pilgerreise ist eine bereichernde Erfahrung. Ich kann nur sagen: „Danke, Herr, für deine unendliche Liebe und Güte.”
Meine Reise nach innen lässt mich entdecken, dass Gott zu mir spricht. Er zieht mich näher an sich und lässt mich wieder neu die Schönheit seiner Schöpfung entdecken, auf seinen Anruf hören, seine Worte sprechen, und seinen Frieden und seine Freude leben. In den Gesichtern der Menschen entdecken wir wieder neu ihre tiefsten Sehnsüchte.
Das Herz der Kirche und die Wurzeln der Kongregation kennenlernen bedeutet, sich selbst verlassen und sich von der Liebe Gottes anrühren lassen, der uns neue Kraft gibt. Der Besuch der heiligen Orte und der historischen Stätte hat mich meiner persönlichen Geschichte und der unserer Kongregation näher gebracht; ich fühle mich als Teil im großen Plan Gottes.
Eine Pilgerreise ist eine intime Erfahrung, die man nur schwer beschreiben kann. Sie ist erfüllt von der Güte und Liebe Gottes. Diese Pilgerreise war für mich eine tiefe Erfahrung des Glaubens, der Freude und des Lebens mit den Schwestern, eine Erfahrung von neuem Licht auf meinem Weg als Schwester Unserer Lieben Frau. Sie war eine Zeit der Erneuerung, eine Zeit des Lobes und Dankes und der Erfahrung des Lebens in der Kongregation und in der Kirche.
Danke für diese wunderbare Möglichkeit und für die große Erfahrung des Lebens. Danke!