Schwestern Unserer Lieben Frau… gesandt, die Liebe unseres guten und fürsorgenden Gottes zu leben

Schwester Maria Adelgert

Adelgert

Schwester  Maria  Adelgert         ND 5641          ⇒PDF Download
Adelheid Daubert

Maria Regina Provinz, Coesfeld / Deutschland

Datum und Ort der Geburt:     06. Juni 1927        Wuppertal, Deutschland
Datum und Ort der Profess:    18. August 1962      Coesfeld, Liebfrauenburg
Datum und Ort des Todes:      08. Oktober 2014     Coesfeld, Kloster Annenthal
Datum und Ort der Beerdigung:  15. Oktober 2014    Coesfeld, Schwesternfriedhof 

„Du zeigst mir den Pfad zum Leben.
Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.“ Ps.16, 11

Schwester Maria Adelgert wurde als zweites von fünf Kindern in einer konventionell evangelischen Familie geboren – das erstgeborene Kind verstarb im Alter von sechs Monaten. Als Älteste und durch schwierige Zeitumstände bedingt prägte sich in ihr ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl aus, das sie zeitlebens kennzeichnete. Der Vater war Jurist und begann ab 1934 eine militärische Laufbahn. Wegen seiner dienstlichen Versetzungen musste die Familie bis 1941 fast jedes Jahr umziehen.

Im April 1945 flüchtete die Mutter mit ihren vier Kindern quer durch Mecklenburg-Vorpommern bis zur Westfront vor Schwerin. Nach vielen Zwischenstationen fanden sie sich im November 1945 mit weiteren Angehörige in Münster zusammen. Vom Vater kam erst später ein Lebenszeichen. Er war an der Ost-front in russische Gefangenschaft geraten und wurde 1955 im Zuge der „Adenaueramnestie“ entlassen.

In den widrigen Umständen hat nach Sr. M. Adelgerts Aussagen „die Lebensfreude viel Raum gehabt, vor allem dank unserer Mutter die – 15 Jahre praktisch mit uns Vieren allein – ihren tatkräftigen Mut nie merkbar verlor und die Lust am Leben mit uns teilte.“ In den weiteren Jahren erlernte Sr. M. Adelgert die Krankenpflege und machte die Ausbildung als „Fürsorgerin“ an der Wohlfahrtsschule in Münster. An die-ser Schule kam sie erstmals bewusst mit Katholiken zusammen; sie traf auf Menschen, die sehr über-zeugend auf sie wirkten. Nach gründlicher Auseinandersetzung konvertierte sie 1952 zur katholischen Kirche, eingeführt von Heinrich Spaemann.

Der Dank für ihren Glauben und ein starker sozialer Impuls führten sie 1960 in unsere Ordensgemein-schaft, von der sie einzelne Schwestern in Handorf kennen gelernt hatte. Sr. M. Adelgert holte das Abitur nach, studierte in Münster Philosophie, Germanistik und Psychologie und wirkte durch Unterricht und Beratungstätigkeit von 1974 bis 1986 am Gymnasium St. Michael in Ahlen. Dort hat sie sowohl durch ihre Fachkompetenz und Weltoffenheit als auch durch ihre einladende menschliche Art, ihr persönliches Engagement und ihren geerdeten Glauben tiefe Spuren hinterlassen.

In den folgenden neun Jahren, bis 1995 leitete sie die Coesfelder Provinz. Mit Elan und Weitblick packte sie die Aufgaben an, die von den Generalkapiteln in Richtung Erneuerung vorgegeben waren. Dabei halfen ihr der Schatz ihrer reichen Lebenserfahrung, ihre persönliche Überzeugungskraft, ihr Vertrauen auf Gott und ihre Mitschwestern. Sie war offen für Ratschläge und Kritik und hatte den Mut um Verge-bung zu bitten. Und: Sie bewahrte sich in allem die Freude am Singen und an der Musik.

Nach der Amtsablösung begann für Sr. M. Adelgert ein sehr aktiver Ruhestand, zunächst in Münster. Von 1998 bis 2008 arbeitete sie mit im Kampagnenrat „Erlaßjahr 2000“. 2008 wurde sie wieder in die Kommunität nach Ahlen versetzt, für die sie bereits seit 2001 externe Oberin war. 2011 wechselte sie zum Kloster Annenthal nach Coesfeld. Seit etwa 2009 bis zu ihrem Tod war sie in unserer Provinz die Kontaktperson für Menschen, die in unseren Einrichtungen von Missbrauch betroffen waren. Sie führte Gespräche mit ihnen und vermittelte wenn nötig praktische Hilfen. Durch ihr verständnisvolles Zuhören trug sie bei zur Aussöhnung und neuem Lebensmut.

Sr. M. Adelgert ist ohne vorherige Anzeichen in der Nacht zum 8. Oktober verstorben. Sie ist friedlich eingeschlafen, doch ihr plötzlicher Tod hat uns schockiert. Wir danken für ihr Leben mit uns und vertrau-en, dass sie die österliche Lebensfülle vor dem Angesicht Gottes gefunden hat.