Schwester Maria Prudentia 

Schwester Maria Prudentia                    ND 4711                    PDF Download

Gertrud Denter

Maria Regina Provinz, Coesfeld/Deutschland

Datum und Ort der Geburt:                18. Mai 1921        Freusburg/Sieg, Deutschland
Datum und Ort der Profess:               13. April 1955      Mülhausen
Datum und Ort des Todes:                 02. Juni 2020       Mülhausen, Haus Salus
Datum und Ort der Beerdigung:       08. Juni 2020       Mülhausen, Schwesternfriedhof

Schwester Maria Prudentia war das siebte von neun Kindern der Eheleute Franz und Emilie Denter und wuchs zusammen mit ihren Brüdern und Schwestern in einem kleinen Dorf am Fuß des Westerwaldes auf. Sie schreibt selber „meine Eltern waren arm, mein Vater arbeitete als Bergarbeiter in einer Erzgrube und nebenbei betrieb die Familie eine kleine Landwirtschaft.“

Als Gertrud 7 Jahre alt war, starb der Vater an einer Berufserkrankung, so dass in der Familie jede Hand gebraucht wurde, um zu überleben. Gertrud besuchte die örtliche Volksschule und bekam aufgrund ihrer Begabung einen Freiplatz an einer Privaten Höheren Mädchenschule, die sie erfolgreich mit der Mittleren Reife abschloss. Eine weitere Schulbildung war ihr wegen der häuslichen und politischen Situation nicht möglich, denn weder Schulgeld noch Fahrtkosten konnte die Familie aufbringen. Sie machte eine Ausbildung als Apothekenhelferin und arbeitete in diesem Beruf bis zu ihrem Eintritt.

Trotz Krieg und Nationalsozialismus war sie aktiv in der verbotenen Katholischen Jugendbewegung und fest eingebunden in die Gemeinschaft der Kirche. In Engers lernte sie die Schwestern Unserer Lieben Frau kennen, und ihr Wunsch, unserer Gemeinschaft beizutreten, wuchs stetig. Aber erst im Alter von 30 Jahren, nachdem ihre Geschwister nach Krieg und Kriegsgefangenschaft wieder in ihren Berufen tätig sein konnten und die Familie unterstützten, wurde ihr Wunsch Wirklichkeit.

Am 12. Mai 1952 begann sie ihre Ordensausbildung im Provinzhaus in Mülhausen. Schon früh erkannten ihre Vorgesetzten ihre kaufmännischen Fähigkeiten, ihr Interesse an allen Verwaltungs-aufgaben, verbun-den mit einer großen Reife und Zugewandtheit zu den Menschen. Neben ihrer Verwaltungsarbeit in ver-schiedenen Niederlassungen bildete sie sich ständig weiter, las viel, nahm Ratschläge und fachkundige Hilfe an und erwarb so ohne Studium ein umfassendes betriebswirtschaftliches Wissen. Neben ihrer Verwaltungstätigkeit war sie zehn Jahre Kommunitäts-leiterin in Haus Maria Helferin in Nettetal-Leuth.

Mit großer Umsicht, Fachkenntnis und Offenheit leitete sie als Provinzökonomin von 1981 bis 2001 die wirtschaftlichen Geschicke der Maria Regina Provinz Mülhausen, immer darauf bedacht, das Wohl der Schwestern nachhaltig zu sichern und die Werke und Aufgaben zu fördern, die dem Apostolat der Kon-gregation anvertraut waren. Mutige Baumaßnahmen und Renovierungen, aber auch Schließungen und Übergaben von Werken an andere Träger aufgrund der fehlenden Ordenseintritte und der Überalterung der Schwestern prägten ihren Alltag. Hierbei holte sie sich Rat und Hilfe bei kompetenten Wirtschafts-fachleuten und förderte ihre Mitschwestern und Mitarbeiter durch Fort- und Weiterbildungen, so dass ihr ein gutes Team zur Seite stand. Sie selbst war eine gute Lehrmeisterin. Von 1992 bis 2002 war sie Mitglied des Provinzrates, und konnte hier ihre große Menschenkenntnis und ihre Erfahrungen im Verwaltungswesen entscheidend einbringen.

Sr. M. Prudentia war fromm, liebenswürdig, hilfsbereit und humorvoll. Sie holte sich die Kraft für ihre Planungen und Entscheidungen aus dem stillen Sprechen mit Gott und aus dem Leben in der Gemeinschaft, die sie liebte und aktiv mitgestaltete. Besonders erinnern wir uns voll Freude an ihre Theaterauftritte in der Kommunität.

Mit 90 Jahren entschied sie sich, nach Haus Salus umzuziehen. Sie lebte sich schnell ein und war dankbar für jede Hilfe. Nun hatte sie auch die Zeit und die Muße, die Natur zu beobachten und war täglich mit dem Rollstuhl im Park unterwegs, geschoben von einer treuen Mitschwester. Zu ihrer Familie hatte sie regen Kontakt und freute sich auf Besuche, Telefonate und Briefe.  Ihre Kräfte nahmen in den letzten Monaten stetig ab, aber mit ihrem starken Willen schaffte sie es, ihr Eisernes Jubiläum am Ostermontag und ihren 99. Geburtstag bewusst und froh mitzufeiern.

Am Nachmittag des 02. Juni 2020 rief Gott seine treue Verwalterin zu sich, um ihr nach einem langen und erfüllten Leben die himmlischen Güter zu schenken. Wir werden Sr. M. Prudentia in froher und dankbarer Erinnerung behalten und hoffen auf ihren Beistand vom Himmel her.